Blick in die Berge, © Tourismus Lenggries, Adrian Greiter
Adelheidpark & die Kurfürstin

Adelheidpark & die Kurfürstin

Entstanden ist der Park aus dem Garten des ehemaligen Landhauses Hoeck, benannt wurde er zu Ehren von Kurfürstin Henriette Adelaide, der nicht nur die Heilbrunner viel zu verdanken haben, sondern ganz Europa.

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1650 fand in München eine Märchenhochzeit statt, wie es die bayerische Renaissance noch nicht gesehen hatte. Ferdinand Maria, der designierte Thronfolger heiratete Henrietta Maria Adelaide aus dem Haus Savoyen-Piemont. Beide waren zu diesem Zeitpunkt erst 14 Jahre alt, weshalb die Trauung an zwei Orten stattfand: in München stand der Bräutigam vor dem Altar, in Turin die Braut. Es sollten zwei Jahre ins Land gehen, bis sich das Paar überhaupt kennen lernen durfte. Liebe auf den ersten Blick, war es sicherlich nicht, das Paar war sich völlig fremd, sie sprachen noch nicht einmal die gleiche Sprache, aber beides sollte sich schnell ändern.

Wer aber waren diese jungen Menschen?

Ferdinand Maria war der älteste Sohn des vom Herzog zum Kurfürsten aufgestiegenen Maximilian I. und seiner Gemahlin Maria Anna, ihres Zeichens Tochter des Habsburger Kaisers Ferdinand II. Die Braut, Henrietta Maria Adelaide wiederum war das fünfte und jüngste Kind des früh verstorbenen Herzogs von Savoyen-Piemont. Sie galt zu ihrer Zeit als die hübscheste Prinzessin Europas. Die Regierungsgeschäfte führte ihre Mutter Maria Christina, Schwester gleich dreier gekrönter Häupter – nämlich König Ludwigs XIII. von Frankreich, Königin Henriette-Marie von England und Königin Isabella von Spanien.

Henriette Adelaide sollte, so war es bereits kurz nach ihrer Geburt bestimmt worden, ihren Cousin, den späteren Sonnenkönig, Ludwig XIV. von Frankreich heiraten, aber die Nachwirkungen des Dreißigjährigen Krieges veränderten ganz Europa und so wurde sie Kurfürstin Henriette Adelheid von Bayern.

1652, als sie 16 Jahre alt war, verließ sie Italien und zog nach München. Ihren Schwiegervater Maximilian I., dessen Ruf bis nach Turin gedrungen war, lernte sie nicht mehr kennen, er war ein Jahr zuvor verstorben. Und so wurden auch in München die Regierungsgeschäfte von einer Frau gelenkt. Die Witwe Maria Anna führte ein kluges, wenn auch strenges Regiment. So hatte es die junge Adelheid sicher nicht leicht, ihre italienische Lebenslust unter den energischen Augen ihrer Schwiegermutter auszuleben, die sich noch dazu jede Einmischung in die Politik verbat.

Doch nicht allein darunter litt Henriette Adelheid, deren Mutter ihr nicht zuletzt durch ihr eigenes Beispiel gelehrt hatte, dass Frauen durchaus in der Lage sind, die politische Bühne zu betreten. Die Savoyerin liebte Kunst, Musik und Poesie – aber all das stand in München hintenan und existierte kaum. Während der Hof in Turin den Barock schon mit allem Luxus lebte, war es, als hätte man sie in München in die tiefste Vergangenheit katapultiert und die war alles andere als lustig. Ihre Stiefmutter Maria Anna predigte nicht nur Sparsamkeit, sie lebte sie auch. Räume wurden nur beheizt, wenn man sich darin aufhielt, alle Mitglieder der kurfürstlichen Familie übten, wenn auch nicht regelmäßig, einen bürgerlichen Beruf aus. So fand sich Maria Anna persönlich auch mal in den Ställen ein. All das war eine fremde und kalte Welt für eine lebenshungrige, von Kunst und Sonne verwöhnte Prinzessin. Und das manifestierte sich schnell in Krankheiten. Als sich zudem kein Kindersegen einstellen wollte, suchte man hinter den verschlossenen Türen in der Münchner Residenz bereits nach einer potentiellen Nachfolgerin, denn mangels Thronfolger drohte die Regierung an eine Seitenlinie überzugehen. Für Henriette Adelheids zierliche Statur und ohnehin schwächelnde Gesundheit wurde der physische und psychische Druck dann zu viel: Sie erkrankte sehr schwer und war dem Tod näher als dem Leben. Sie empfing sogar innerhalb weniger Wochen zweimal die Sterbesakramente.

Im Winter 1658 traf deshalb ihr Mann Ferdinand Maria eine wichtige Entscheidung. Er wandte sich an den Abt des Klosters Benediktbeuern mit der Bitte: Henriette Adelheid, die Liebe seines Lebens, solle durch die mirakulöse Heilquelle zu neuen Kräften kommen. Seine Mutter hatte in Heilbrunn noch in recht einfach gehaltenen Unterkünften gewohnt, aber das ziemte sich nicht mehr für eine italienisch-französische Prinzessin. Für sie wollte der Kurfürst eine standesgemäße Unterbringung schaffen und so mussten 125 Klosteruntertanen noch im Januar 1659 mit dem Bau eines neuen Badehauses beginnen.

Und Henriette kam nach Bad Heilbrunn, genaugenommen am 05. Juni 1659 zog sie mit einem wahrhaft kurfürstlichen Tross aus rund 150 bis 200 Personen in das kleine Dorf Heilbrunn. Die frische Landluft, der räumliche Abstand zum Münchner Hof und natürlich das gesunde Heilbrunner Wasser waren ausschlaggebend für ihre Genesung.

Als sie nach fünf Wochen Kur in die Münchner Residenz zurückkehrte, hatte sich ihr physischer Gesundheitszustand gebessert. Wenige Monate später war sie schwanger und 1660 kam ihr erstes Kind, Anna Maria Christina Victoria zur Welt. Zwei Jahre später folgte der ersehnte Thronfolger Maximilian II. Emanuel. Noch weitere sechs Kinder gingen aus der Ehe hervor, vier starben kurz nach der Geburt oder im Kindesalter, aber mit Joseph Clemens Kajetan 1671 und Violante Beatrix 1673 überlebten zwei weitere Nachkommen.

Mit der Geburt des Thronfolgers aber öffneten sich alle Türen für Henriette Adelheid. Jetzt hatte sie ihren Stand als Kurfürstin und Landesherrin gefestigt. Von nun an beriet sie ihren Mann in politischen Dingen, vor allem förderte sie ein Bündnis mit Frankreich.

Außerdem ließ sie gegenüber der Residenz in München, als Dank für die Geburt des Thronfolgers, die Theatinerkirche erbauen und holte eigens dafür Baumeister aus ihrer Heimat Italien. Es sollte der erste Barockbau nördlich der Alpen werden und zudem die neue Grablege für die Wittelsbacher sowie die Heimat des neu angesiedelten Theatinerordens.

Ferner begann sie vor den Toren Münchens auf einem Grundstück, das ihr Ferdinand Maria zur Geburt ihres Sohnes geschenkt hatte, mit dem Bau eines Schlosses, wie sie es aus ihrer Kindheit und Heimat kannte. Noch heute kann man dort ihre verschlungenen Initialen an den Türknäufen sehen und dass, obwohl sich das Schlösschen nach zahlreichen Anbauten vergrößerte und veränderte. Die Rede ist vom Schloss Nymphenburg, eine der schönsten Barockanlagen Europas.

Auch die Taufe des Thronfolgers Maximilian II. Emanuel wurde in der Landeshauptstadt pompös gefeiert: mit einem „Churfürstlich Bayerischen Frewdenfest“, eingeleitet von einem prunkvollen Festzug, Seegefechten auf der Isar, einem Volksfest vor der Residenz und beendet mit einem prachtvollen Feuerwerk.

Jetzt hatte der Barock endgültig seinen Einzug in München gehalten. Zum Höhepunkt barocker Festkultur in Europa avancierten die Aufführungen der Münchner Hofbühne, welche ein Ritterspiel sowie die Oper „Die gekrönte Phaedra“ umfassten. Mit dieser Aufführung übertrumpfte München sogar Versailles und Wien, die erst später Opern als kulturelles Schmankerl für sich entdeckten.

Als im Frühjahr 1674 die Residenz Opfer eines Brandes wurde, leitete Henriette Adelheid persönlich die Rettungsmaßnahmen. Von der Erkältung, die sie sich dabei zuzog, erholte sie sich nicht mehr. Am 13. März 1676 verstarb sie noch keine 40 Jahre alt und wurde als erste Landesherrin in der Theatinerkirche bestattet. Ihr Mann zog sich nach ihrem Tod ins Privatleben zurück und dadurch rückte sein Sohn Max Emanuel in den Mittelpunkt. Dieser ging dank seines Waffenrocks als „Blauer Kurfürst“ in die europäische Geschichte ein. Er verhinderte als Feldherr der kaiserlichen Truppen an der Seite seines Cousins Eugen von Savoyen die Übernahme Wiens durch die Türken. 1692 wurde er Generalstatthalter der Spanischen Niederlande, des heutigen Belgiens. Für seinen eigenen Sohn strebte er die spanische Königskrone an und scheiterte kläglich im Spanischen Erbfolgekrieg, in Folge dessen Bayern 1705 von kaiserlichen Truppen besetzt wurde. Er floh ins Exil, kehrte erst 15 Jahre später zurück. Mit dem Ausbau der Schlösser Schleißheim und Nymphenburg schuf er sich sein Vermächtnis.

Trotzdem erinnerte man sich auch stets an seine Mutter, Henriette Adelheid, die die italienische Lebenslust und die Leichtigkeit des Südens nach Bayern brachte und damit still und heimlich dafür sorgte, dass München zur nördlichsten Stadt Italiens avancierte.

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